Pilzzucht auf dem Fensterbrett

Austernseitling/Austernpilz

Pilze selbst auf der Fensterbank anzubauen ist eigentlich nicht schwer. Wir haben es einfach auf verschiedene Atyen probiert und sind dabei inzwischen mehr oder weniger erfolgreich. Auf jedenFall fühlen wir uns bereit unsere bisherigen Erfahrungen zu teilen. Immerhin haben wir inzwischen ein bis zweimal pro Monat eine kleine Portion der leckeren Pilze auf dem Esstisch.


Schnell Beschreibung

  • Substrat mit Pilz-Mycel beimpfen
  • in einer Verpackung aufbewahren die atmet aber Feuchtigkeit hält
  • 3 Wochen bei Raumtemperatur und dunkel stellen
  • mindestens eine Woche kalt und dunkel aufbewahren
  • wieder ins warme bringen und Licht dran lassen
  • entstehende Pilz-Fruchtkörper während des Wachsens mit einer Blumenspritze mehrmals täglich besprühen
  • nach der Ernte das duchmycelte Substrat für die Beimpfung eines neuen Satzes benützen.

Ausführliche Beschreibung

Um den Start zu vereinfachen haben wir uns eine Mycel-kultur aus dem Internet bestellt. Es ist auch die möglich das Mycel selbst heranzuziehen mit Hilfe von fertigen Pilzen die man zum Beispiel im Supermarkt kauft. Aber das ist ein eher komplizierter Prozess und nach einigen missglückten Versuchen mit Champignons haben wir es mit dem Austerseitling, den ich hier beschreibe, gar nie probiert. Übrigens lustige und verständliche Beschreibungen dafür gibt es auf dem youtubeKanal von “der selfmaker”.

Mycel kann man im Netz bestellen, in Deutschland gibt es mehrere verschiedene Anbieter dafür. Beispielsweise Pilzmännchen.de

Man kan Mycel kaufen das extra för die Beimpfung von Holzstämmen angeboten wird. Lose und an Substrat funktioniert für die hier beschriebene Methode besser als z.B. Plugs, dh Mycel-bewachsene Holzdübel , die auch oft angeboten werden. Das Beimpfen von Stämmen und die Pilzzucht draussen haben wir auch ausprobiert. Wie das funktioniert und ob wir tatsächlich eine Ernte bekommen, kann ich ja mal in einem anderen Artikel beschreiben.

Auf jeden Fall hatten wir von dem grossen Feldversuch Mycel auf Sägespänen übrig und das hab ich für meine kleine Fensterbrettzucht verwendet..

Mycel ist ein bisschen wie Sauerteig. Nach der Ernte hat man Mycel übrig dass man verwenden kann um neue Sätze zu starten. Früher oder später wird man sich aber doch von einem Teil des Mycels trennen müssen, weil sonst vermehrt es sich einfach nur. Also beispielsweise die Hälfte weiterverwenden und die andere Hälfte entsorgen. Auf welchen Substrat man das Mycel ansetzen will kann man selbst ausprobieren, wir haben folgende getestet:

Sägespäne Um Mit Sägespänen Erfolg zu haben müssen die von Laubholz stammen und entweder ganz frisch gesägt sein (richtig frisch, also am liebsten gestern gefällter Baum, heute zersägt) oder komplett getrocknet sein. Ist das nicht der Fall ist das Risiko sehr gross dass die Späne bereits von wilden Pilzen und deren Sporen kontaminiert bzw besiedelt sind und das erschwert es für unsere Kultur zum Start zu kommen!

Strohpellets oder Strohbriketts kann man normalerweise recht günstig kaufen (6 Euro/kg) bei Pilzmännchen.de oder auch in grösserer Menge dort wo man Einstreu für Pferdeställe oder Kaninchenfutter kaufen kann

Getreidekörner Man kann auch die meisten Aten von Getreide verwenden, ganze Körner oder auch grober Schrot. Aber das sind ja nunmal immer noch Lebensmittel und deswegen verwende ich sowas eigentlich nur wenn es übrig geblieben oder zu alt geworden ist. Das Getreide muss entweder in Wasser eingelegt werden zum Quellen oder eigentlich am liebsten gekocht werden. Gekochte Körner müssen aber erst abkühlen bevor man sie verwenden kann.

So sah meine letzte Pringles-Dosen-Zucht aus. Nach der Ernte verwende ich das Mycel aus der Dose um zwei neue Sätze zu beimpfen:

Ich habe ungefär zwei Hände voll Strohpellets mit den Resten (ca 150gr?) von zu alt gewordenem Dinkelschrot aus meiner Speisekammer gemischt.

Wasser dazu – die Strohpellets saugen sehr viel Wasser auf, deswegen schütte ich immer nach und nach noch was dazu – solange bis alle harten Pellets aufgeweicht sind und sich auflösen. All das Wasser das man jetzt dazu gibt soll fast bis zur fertigen Ernte reihen, es darf also gern richtig gut durchweicht und nass sein, aber am liebsten nicht tropfen oder rinnen oder im Boden des Mycelgefässes eine Pfütze bilden.

Den Inhalt von meiner abgeernteten Pringles-Dosen-Zucht, d.h. das mit Mycel durchwachsene Substrat vom letzten Satz, misch ich jetzt dazu. Ordentlich zerbröseln und mit dem neuen Substrat mischen!

Das ergibt eine einigermassen homogene Masse mit “verbrauchtem” Substrat und kleinen weissen Klumpen mit extra dichtem Mycel.

Eine neue Pringlesdose hab ich vorbereitet indem ich seitlich runde Löcher (diam ca 3cm) reingeschnitten hab. Die klebe ich dann mit Klebeband wieder zu. Aus den Löchern sollen später die Pilze rauswachsen. Ich hab mehrere Löcher vorbereitet, ringsum im mittleren Drittel der Dose. Durch das Vorbereiten kann ich später einfach das Klebeband abpopeln um den Fruchtkörpern des Pilzes eine Öffnung zu schaffen. Man kann die Löcher auch später schneiden, wenn es Zeit für die Fruchtkörperbildung wird, aber man könnte dabei das Mycel unnötig schädigen und die Ernte verzögern. Zumindest bilde ich mir en dass das so ist. Den Plastikdeckel der Dose perforiere ich mit einer Nähnadel und piekse kleine Löcher rein damit das Mycel unter der Zuwachsphase atmen kann.

Jetzt fülle ich die Dose mit der vorbereiteten Mycel-Substrat-Matsche.

Jetzt soll das Mycel all das Substrat in der Dose durchwachsen. Das dauert mindesten drei Wochen. Unter dieser Phase muss die Dose dunkel und bei Raumtemperatur aufbewahrt werden (18 – 22 Grad). Ich hab meiner Dose einen schwarzen Strumpf übergezogen um den durchsichtigen Deckel zu verdunkeln ohne die Atemlöcher zu verschliessen.

Wenn man sehen will wie’s läuft und ob das Mycel sich schon in der ganzen Dosen ausgebreitet hat kann man zwischendurch mal reinschauen. Auch hier sind die vorbereiteten Löcher praktisch weil man in die Mitte der Dose schauen kann – nicht vergessen das Klebeband nach der Kontrolle wieder zu verschliessen!

So sieht meine andere Dose aus die ich mit dem Rest der Mycel-Substrat-Matsche befüllt habe. Das ist ein einfaches Vorratsglas. Obendrauf hab ich sie mit dem Rest einer Pilzzucht-Tüte verschlossen. Diese speziellen Tüten kann man kaufen und die haben einen speziellen weissen Textilstreifen der das Mycel atmen lässt ohne fremde Sporen und Schimmelpilze reinzulassen. Die sind leider recht teuer und deswegen verwende ich sie mehrmals und wenn sie kaputt sind benütze ich die Stücke mit dem “Spezialstreifen” nochmal so. So geizig bin ich nämlich! Auch hier soll es während der Myzel-Wachs-Phase dunkel sein deswegen hab ich das Glas in dickes schwarzes Papier gewickelt und anschliessend in eine braune Brottüte verpackt.

Jetzt stehen beide Dosen in der Küche, dem einzigen Raum in unserem Haus in dem es im Winter warm genug ist – falls es richtig kalt wird stell ich sie unter die Wärmelampe zu meinen Fermentiergläsern.

Hab ich schon geschrieben, die Mycel-Wachs-Phase dauert etwa drei Wochen bis das gesamt Substrat durchwachsen ist. Das erkennt man dann daran dass sich ein weisses Geflecht durch die ganze Dose zieht. Bei Sägespänen und Strohpellets kann man das auch ein bisschen an der Farbe erkennen – die anfangs braune Matsche kriegt einen orangenen Ton. Es lohnt sich hier etwas Geduld zu haben und die Dose lieber noch etwas länger stehen zu lassen – je besser sich das Mycel ausgebreitet hat um so grösser wird die Ernte!

Wenn man mit der Ausbreitung des Mycels zufrieden ist stellt man die Dose ins Kalte. Im Sommer stelle ich sie in den Kühlschrank, im Winter reicht der kalte Eingang. Es darf ruhig ordentlich kalt sein, auch leichter Frost schadet nicht – wir versuchen nämlich dem Pilz vorzumachen es wäre Winter geworden. Eine Woche Kälte reicht normalerweise aus, man kann aber auch länger warten (bis zu 2 Monaten ist kein Problem).

Nach der Kaltphase stellt man die Dose wieder ins Warme und öffnet dabei auch gleichzeitig ein oder mehrere der Löcher. Bei dem Vorratsglas mach ich die Plastikfolie oben weg. Jetzt stellt men das ganze ans Fenster – Wärme, Licht und Sauerstoff regen die Bildung der Fruchtkörper an weil der Pilz jetzt nämlich glaubt dass es Frühling geworden ist. Nach ein paar wenigen Tagen kann man erkennen dass sich im Mycel Verdichtungen bilden die allmählich kleinen “Köpfchen” kriegen. Danach geht es schnell und man kann das Wachstum der Fruchtkörper/Pilze beobachten. Fertig zur Ernte in etwa 8 Tagen. Aber in dieser Phase ist es wichtig die kleinen Pilze vor dem Austrocknen zu schützen und sie täglich zu “giessen” – benutze dazu eine Pflanzensprühflasche mit sauberem Wasser, und gerne mehrmals täglich ordentlich einsprühen!

Austerseitling ist in unserer Familie aller Lieblingsspeisepilz. In Butter gebraten – sonst nichts!

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